Das Kirchgebäude 

 

Der älteste Teil der Kirche ist der quadratische Chor von Anfang des 13. Jahrhunderts. Das unregelmäßige Felsenmauerwerk des Fundaments ist teilweise sichtbar. Innen misst der Chor 5,90 m mal 5,90 m und 6,40 m bis zur Balkendecke. Die Mauern sind 0,90 m stark. Ursprünglich hatte der Chor ein romanisches Kreuzgewölbe. Reste davon sind in der Südostecke erhalten. Wegen Baufälligkeit wurde es 1767 durch die Balkendecke ersetzt.

An der Südwand des Chores ist noch die heute zugemauerte Priesterpforte zu erkennen. Darüber befindet sich ein Spitzbogenfenster. Ursprünglich dürften es zwei schmale Spitzbogenfenster gewesen sein, die den Fenstern in der gegenüberliegenden Nordwand entsprochen haben werden. Wahrscheinlich wurden sie den Fenstern im Schiff angepasst, als man die Priesterpforte zumauerte. Von den Fenstern in der Nordwand der Kapelle wurde eines durch den Anbau der Gerberkammer (Sakristei) verdeckt.

 

Die Gerberkammer hat ein stumpfspitzbogiges Tonnengewölbe mit einem Schleppdach darüber. In der Ostwand des Chores sind drei Spitzbogenfenster. Das mittlere Fenster ist dem ursprünglichen Gewölbe entsprechend höher als die beiden äußeren.

Foto: Karl-Heinz Entschel
Foto: Karl-Heinz Entschel

Unter den Fenstern wurde außen nach dem Ersten Weltkrieg ein Denkmal für zwischen 1914 und 1918 gefallene Soldaten angebracht. Die Inschriften in dem Granit sind heute nur noch schwer zu lesen. Eine Liste der gefallenen Herrnburger Soldaten, allerdings ohne Quellenangabe, findet sich im Internet unter GenWiki. Auf dem Denkmal lagen ursprünglich zwei steinerne Soldatenhelme. Sie wurden in der DDR-Zeit abgenommen und lagern in der kleinen südlichen Vorhalle des Kirchenschiffs.

Wann das gotische Kirchenschiff an den Chor angebaut wurde, ist unsicher. Laut der Pfarrakten hat die Kirche mit Schiff im Jahr 1609 schon 200 Jahre gestanden. Demnach wäre das Schiff Anfang des 15. Jahrhunderts erbaut worden. Denkbar ist aber auch, dass es einen Vorgängerbau aus Holz gab, der errichtet wurde, als man die Gerberkammer an den Chor angebaut hat. Im jetzigen Schiff werden durch die vier Strebepfeiler drei Fensterachsen abgeteilt. Die Strebepfeiler haben Pultdächer in je zwei Absätzen. Die mittlere Fensterachse hatte je ein Portal. Möglicherweise gab es im Mittelalter einen Frauen- und einen Männereingang. Das Nordportal ist heute zugemauert. Vor das Portal auf der Südseite wurde irgendwann eine kleine Vorhalle mit Aufgang zur Empore gebaut.

 

Das eiserne Maßwerk der Fenster ist aus dem 19. Jahrhundert. Ermöglicht durch großzügige Spenden wird ihre Verglasung seit einigen Jahren Stück für Stück erneuert.

 

Der Turm ist der jüngste Teil der Kirche. Er hat einen Sockel aus unregelmäßigen Findlingen. Auffällig ist der dicke Strebepfeiler an der Südwestecke, der wohl nicht ursprünglich ist, sondern später angefügt wurde.

Foto: Karl-Heinz Entschel
Foto: Karl-Heinz Entschel

Das Westportal des Turms ist heute der Eingang zur Kirche. Die zweiflüglige Türöffnung ist mit Segmentbogen in das Spitzbogenfeld eingeschnitten. Im Untergeschoss hat der Turm auf der Nord- und der Südseite zwei gekuppelte Segmentbogenfenster mit Fasenprofil. In der Glockenstube hat er einteilige, zweimal abgetrennte Lukenöffnungen jeweils unter einem Korbbogen, an der Südseite vier, an der Westseite zwei, an der Nordseite drei. Auf der Mauerfläche finden sich Zieranker in der Form der heraldischen Lilie.

Foto: Karl-Heinz Entschel
Foto: Karl-Heinz Entschel

Auf der Nordseite findet sich das Ziffernblatt der Turmuhr. Sie verfügt über nur einen Zeiger, den Stundenzeiger, und ist leider nicht mehr funktionsfähig. Stößt man sie an, läuft sie für etwa drei Minuten.

 

Das steile Kronendach ist nach allen Seiten abgewalmt. Der kurze Dachfirst ist gleichlaufend mit den Dächern von Schiff und Chor. Die Mitte des Turmdaches ziert ein Kreuz mit einem Hahn. So wie Hähne morgens krähen, symbolisieren Turmhähne den morgendlichen Ruf zum Gebet.

Frank Martin Brunn